Sanft hatte der Arzt, als würde das Kind selbst ein Kind gebären, durch einen Kaiserschnitt auf die Welt gebracht, den Lederbeutel herausbefördert.
Es schockierte ihn, als er sah, dass man fachmännisch und mit chirurgischer Präzision die Eingeweide entfernt hatte, nur um diesen Lederbeutel unterbringen zu können. Die Gedärme waren wohl verfüttert worden, wie irre Leckerli für dumme Untote.
Mittlerweile war ihnen klar, dass es sich nicht um Gefälligkeit der Kultisten handelte, ihnen diese Botschaften mitzuteilen, sondern um ein besonders gehässiges Spiel, ein Ritual, welches sie ausführen wollten und mussten.
Wieder waren unzählige Schnipsel darin, wieder war eine Botschaft dort aufgepinselt worden.
Das würden lange Stunden werden…
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Düster und abweisend lag das riesige Gebäude vor ihnen, alleine von der Größe her hätte es auch locker ein Flugzeughangar sein können, doch dafür fehlten die Startbahnen, es musste sich hierbei wahrscheinlich um eine Art Fabrikhalle handeln.
Als sie vorsichtig an das Gebäude heran schlichen erkannten sie sofort, dass die Türen von innen verriegelt waren, was bei ihnen in unbestimmtes Gefühl der Angst auslöste, waren sie es doch durch ihre Erfahrung fast gewohnt, dass Orte, in denen Menschen sich selbst weggeschlossen hatten, dazu tendierten, ihnen selbst eine Falle gewesen zu sein. Und was nun hinter verschlossenen und verriegelten Türen und Toren wartete, besser dort weggesperrt geblieben wäre…
So ließen sie die schwere Seitentür aus Metall und das Rolltor, welches wahrscheinlich noch viel schwerer zu öffnen gewesen wäre, links liegen und erklommen stattdessen über die Feuerleiter das Dach des großen Gebäudes. Von dort oben hatten sie bereits eine perfekte Sicht, doch noch viel besser war die Sicht mit Sicherheit vom rostzerfressenen Wasserturm aus, also beschloss Jegor nach oben zu klettern, da er für diese Aufgabe offensichtlich am besten geeignet schien.
Tief ein- und ausatmend legte er seine Hände auf das rostzerfressene, von der Sonne mittlerweile stark erwärmte Metall und wie ein sterbender Wal knarzte das Metall und der Turm schwankte, als wolle er seinen Unwillen, erklettert zu werden, zum Ausdruck bringen. Eine weitere Windböe erfasste den Turm und ließ ihn abermals leicht schwanken. Und so kam der Scavenger schließlich mit wackeligen Knien oben an, wurde jedoch durch die Aussicht mehr als belohnt!
Er konnte das gesamte Areal überblicken und wandte seinen Blick sofort Richtung Norden.
Wie erwartet, hatte der Feind dort eine Straßensperre aus Holz errichtet, die sehr stabil aussah und ihren Wagen mit Adam problemlos würde aufhalten könnten. Viel gefährlicher und weitaus todbringender jedoch waren die Kräfte des Feindes. Vielleicht einhundert Untote bildeten die gruselig anzusehende, erste Frontlinie. Sie standen still da, fast sahen sie aus wie verfaulte Menschen, die einfach nur im Stehen schliefen und die Disziplin, mit der sie sich an diesem Ort versammelt hatten, ohne ziellos umherzuwanken oder sich auf die Suche nach Beute zu begeben, ließ ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Direkt dahinter erkannte er vielleicht zehn große, breitschultrige Männer in weiten, schwarzen Roben, die Gesichter wirkten seltsam, bis er erkannte, dass es sich um bemalte Masken handelte. Ähnlich wie schon der Feind in Little Cadiens, hatten diese monströsen Kreaturen schwere zweihändige Waffen in den Händen und sahen sich aufmerksam um.
Sie waren schon vielen Untoten begegnet, doch diese hier waren die ersten, die im Grunde militärisch gestaffelt standen – damit wurde der gesamte Krieg, der gesamte Feldzug auf ein anderes Level gehoben. Dies war vielleicht der beunruhigendste Anblick, dessen er je gewahr worden war.
Mit ihren jetzigen Hilfsmitteln war es fast unmöglich, die Blockade zu durchbrechen – so viel war ihm sofort klar.
Also ließ er den Blick weiter schweifen und wurde fündig. Im Nordwesten von seiner Position aus waren Schusswechsel und das grelle Licht von Mündungsfeuer zu sehen. Er erkannte eine heruntergekommene Villa, die von einer Horde Untoter belagert wurde. Diese Menschen würden sofort Hilfe brauchen!
Ebenso auffällig war das grüne überwucherte Blätterdach eines Zoo-Geländes vor ihm. Die Sicht war versperrt, denn die Bäume und Sträucher, die einstmals alleine Dekoration hätten sein sollen, hatten den gesamten Zoo in einen wilden Wald verwandelt.
Direkt im Westen erkannte er zudem noch ein altes Ölförderfeld und die Überreste eines Massengrabes.
Jeder Ort konnte die Lösung beherbergen…
Zufrieden stapfte er die schwere Leiter wieder nach unten und die Beiden, die unten ausgeharrt hatten, Howard und Frank, hörten plötzlich ein hässliches Knirschen und blickten wie getrieben vor Furcht nach oben!
Probe Jegor: Parcourläufer: Misslungen!
Jegors Herz blieb stehen, als er spürte, wie die Leiter sich löste, die Schrauben flogen ihm rostzerfressen um die Ohren und plötzlich war er mit beiden Beinen in der Luft schwebend, aussetzenden Herzens blickte er nach unten und dann lösten sich seine Hände – er sauste genau auf das gläserne, vollkommen angeschimmelte Dreiecksglasdach der Halle zu! Hilflos mussten die beiden Anderen mit ansehen, wie Jegor scheppernd und krachend durch das Glas verschwand und in einem Scherbenregen nach unten krachte!
Ein Sturz aus solcher Höhe konnte den Tod bedeuten…
…
Mit rasenden Herzen und flinken Fingern knüpften sie ein Seil, befestigten es an dem Wasserturm und kletterten an dem Seil nach unten zu ihrem Kameraden, in Erwartung, ihn zerschmettert auf dem Boden liegend vorzufinden.
Doch schon nach wenigen Metern sahen sie ihn auf etwas liegen, es wirkte wie ein riesiger Stapel an Kisten, über die man eine riesige weiße Decke gezogen hatte. Er bewegte sich und schien sich nichts gebrochen zu haben, lediglich Teile der Ausrüstung schienen beschädigt.
(Jegor verliert durch Zufallswahl den Trait „Parcourläufer“, da durch den Sturz seine Schuhe beschädigt wurden)
Schnell waren Howard und Frank nach unten geklettert und hatten am Kistenstapel vorbei den Weg nach unten gefunden, standen nun auf festem Beton der tödlich für den Russen gewesen wäre, hätte er den undefinierbaren Stapel verfehlt und wäre dort gelandet und aufgeschlagen.
Als sie endlich alle drei unten angekommen waren, dachte Frank laut, sprach mehr zu sich selbst. „Was sich darunter wohl verbirgt?“
Und schon begann er, die Seile zu lösen, die den weißen Stoff fest auf die Kisten gedrückt hielt und die seltsame Form vollkommen verbarg.
Howard stand hingegen vor einer Wand mit einem riesigen Korkbord und grinste plötzlich. Laut rief er: „Ich glaube, ich weiß es!“
Freudestrahlend hielt er drei Fotos in der Hand, analog zu drei riesigen Kistenstapeln, die sie in der Halle gefunden hatten.
Und kaum hatten sie alle Drei von ihrem riesigen Stück weißen Stoffes befreit, sahen sie sie in voller Pracht vor sich:
Es waren drei festlich geschmückte und vollkommen intakte Mardi-Gras-Wägen!
Für eine Parade die nie stattgefunden hatte, waren sie hier eingemottet und von ihnen gefunden worden. Möglicherweise für eine Festlichkeit mit dem Zoo, vielleicht, um eine Art Hommage an New Orleans in Texas zu feiern.
„Das ihr nicht glauben…“, staunte Jegor, als der erste Wagen stotternd ansprang, als Jegor den Zündschlüssel drehte. „Wagen hat Saft.“
Und in den Dreien reifte ein wahnwitziger Plan: Sie hatten genug Benzin, um einen der drei Mardi Gras Wagen genug zu betanken, um mit ihm zur Sperre zu fahren. Und möglicherweise würde der Wagen auch die Barrikade durchbrechen können.
JETZT müssten sie eigentlich nur noch den Wagen mit allerlei Utensilien verbessern und sich für ein Design entscheiden!
Und Verbesserungen würden sich unter Garantie hier überall in der Umgebung finden lassen, wenn sie nur aufmerksam suchen würden.
Für sie klang das nach einem Plan. Einem guten Plan!
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